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Das Tabu, das (k)eines ist 

26. Juni 2021, Jürg Messmer

Hinweis: gewitzten LeserInnen empfehle ich, direkt zum PS zu springen.

Alan Watts veröffentlichte 1966 ein Buch mit dem Titel "The Book - on the Taboo Against Knowing Who You Are", auf deutsch "Die Illusion des Ich". Dieses Buch hat mich das ganze "erwachsene" Leben lang immer wieder begleitet, eines von wenigen, als wäre es so was wie meine Bibel. Der Titel sagt eigenlich alles, der Text des Buches ist äusserst kompliziert geschrieben, so dass ich heutzutage nur noch die Einführung lese, die ich witzig finde, und auf den Punkt gebracht. Vor allem gefällt mir da die Geschichte (des Indianers), die Gott beschreibt, wie "Er" sich in einem interessanten Versteck-Spiel verheddert. Eine stimmige Geschichte.

Seit längerem habe ich jedoch am Begriff "Tabu" gezweifelt, denn (auch) für mich beruht ein Tabu, wie etwa Wikipedia schreibt, "... auf einem stillschweigend praktizierten gesellschaftlichen Regelwerk bzw. einer kulturell überformten Übereinkunft...", zum Beispiel eben "sich selber" nicht erkennen zu dürfen. Doch glaube ich nicht, dass das so ist. Es scheint mir schlicht unmöglich, "mich" selber zu erkennen, denn Erkenntnis ist immer eine subjektive, eine teilnehmende; eine Erkenntnis im Sinne einer objektiven und absoluten Befreiung gibt es nicht. Man kann sich nicht erkennen, denn der, der erkennt, den gibt es nicht, sonst wäre er ja wiederum Teil der Erkenntnis-Geschichte. In diesem Sinne scheint mir der deutsche Titel "Die Illusion des Ich" der Sache gerechter zu werden - auch wenn dieser "mir" kaum weiter hilft.

Doch immer noch macht mir das Wort "Tabu" zu schaffen, das Tabu, sich selber zu erkennen (können oder dürfen). Warum weiss ich nicht! Ist es denn ein Tabu, sich selber zu (er)kennen?

PS: Hast du den Text zwischen diesen (kursiven) Zeilen gelesen? Nein? Gratuliere! Oder doch? Danke für dein Interesse am Detail der Geschichte. Ich hoffe, du bereust das Lesen nicht - oder wenn, dann richtig.

PS2: Es ist einfacher, verrückt zu sein, als sich (verzweifelt) zu fragen, ob man es sei.

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