Glück's eigener Schmied 

Oft wird gesagt, dass wir unseres Glückes eigener Schmied seien. Vor allem sagen wir dies Anderen. Leicht kommt es über unsere Lippen, wenn es uns gut geht. Denn das Glück haben wir immer selber erschaffen. Nur das Unglück ist Resultat unverschuldeter Umstände. Vor allem in unserer modernen Leistungs-Wissens-Konsum-Gesellschaft ist ja das Glück zum Streben-nach-Glück, ja zum Verdammt-zum-Glück, verkommen. Glück dem Zufall oder höheren Mächten zu überlassen passt nicht in unsere Zeit, in der wir alles kontrollieren wollen. Auch unser Glück. Dabei ist und bleibt Glück ein Zufall - es fällt uns zu, ohne unser eigenes DazuTun und das ist gut so.

Doch das Glück dem Zufall überlassen heisst auch verzichten, verzichten auf das Streben nach Glück, das weiss Gott der beste Nährboden für unsere geklont-individualistische Konsumgesellschaft ist. Wenn Glück das Resultat eines verdienstvollen Lebens ist, dann braucht man beim Unglück anderer weder mitzuleiden noch mitzufühlen. Man empfielt ihnen Kurse.

Streben nach Glück ist die Basis aller Ungerechtigkeiten. „Ich bestehe auf meinem Recht auf Glück“ ist eine absurde Idee. Denn was ist Glück? Glück ist die Schwester des Unglücks, wo's Glück gibt, gibts auch Un-Glück. Also: Glück ist Glückssache - nicht mehr und nicht weniger.

Dies habe ich bis vor ein paar Wochen gedacht. In vieler Hinsicht sind diese Gedanken für mich auch immer noch gültig. Ich kenns aus eigener Erfahrung. Wenn ich mal glücklich (manisch?) bin, dann habe ich die Welt im Sack, bin Zentrum und Ursache all dessen, was die Welt reich und gut macht. Wenn ich unglücklich bin, dann bin ich Opfer, der Umstände, meiner Herkunft, der Welt voraus und überhaupt.

Doch vor einigen Tagen habe ich folgenden Satz (wieder-)gehört: „Man kann nicht zufrieden sein ohne mit sich selber zufrieden zu sein“. Obwohl ich diesen Satz ja schon zig-mal gehört habe, hat er mich zu diesem Zeitpunkt sehr getroffen. Ja sagen zu meinem Leben. Bin ich also trotzdem meines eigenen Glückes Schmied? Nein, vielleicht der meiner Zufriedenheit. Oder ist auch das Gnade?