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Ganz einfach! 

2. Mai 2021, Jürg Messmer

Das Leben ist ganz einfach. Ja, auch die Liebe. Ach Gott, ich weiss, wie kompliziert das alles sein kann.

Nein, “komplex" zu sagen, das sei besser, oder eine “Herausforderung", auch diese besser als ein “Problem". Und sei einfach dich selber. Und dann verzweifelst du ob all diesem selber sein zu müssen, ohne zu wissen was das ist. Oder “atme richtig”, die Atmung ist das Leben! Kurze Atmung, oder zu hyperventilieren hilft nicht. Schau, wie langsam ich atme, und wie leicht gleich jede Anstrengung wird! Mit der richtigen Atmung wird alles einfach. Du kannst das genau so wie ich.

Daran habe ich keine Zweifel, doch muss ich, oder will ich? Ist doch ganz einfach. Ich bin, was ich bin, nur grad wieder anders, und darum meine Atmung auch sehr kurz, manchmal. Sie kann auch sehr lange sein. Ja manchmal braucht es einen langen Atem, das Leben. Und glaub mir, den habe ich, wenn's grad so ist. Es ist doch einfach.

Ich weiss, es gibt Menschen, die genau wissen, wer und was sie sind. Und ich vermute, das ist schön und richtig. Auch ich weiss es, genau so wie sie, auch wenn ich es nicht weiss, und eben nicht immer gleich bin. So bin ich halt immer wieder etwas anders. Und das regt mich ja auch auf. Warum kann ich nicht einfach lieben, und zwar immer? Warum kommt und geht die Liebe, wie der Wind? Habe ich am Ende die Liebe nicht verstanden? Denn anders kann es wohl nicht sein. Oder muss ich lieben, selbst mich selber, um geliebt zu werden, oder mindestens um es fühlen zu können? Warum nicht genau umgekehrt? Was ist der Unterschied?

Geliebt werden ist viel schöner. Und glaubt mir, es kommt auf dasselbe raus. Geliebt werden ist lieben. Wie soll denn geliebt werden ohne lieben oder umgekehrt überhaupt möglich sein? Ich weiss nicht warum immer alle über die Liebe und das Leben streiten. Es ist doch ganz einfach.

Was macht denn Wind für Sinn, wenn er nicht über eine Wange streicht, oder keinen Baum fällt? Was machen Blätter für einen Sinn, wenn der Wind sie nicht zum rascheln bringt, oder im Herbst vom Ast sie befreit? Was macht ein Stein für einen Sinn, wenn man sein Knie daran nicht anschlagen oder darüber stolpern kann?

Ich weiss nicht, warum es alle immer so einfach haben wollen, und dabei es komplizieren, und mir dann vorwerfen, ich sei kompliziert. Ich bin ja nur mich selber, und ja auch kompliziert, wenn mich das Einfache langweilt, oder es einfach zu Ende geht. Ich bin ein langweiliger Mensch, darum brauche ich die Abwechslung, es ist ganz einfach. Und grad deshalb manchmal gar nicht langweilig. Habs nicht im Griff, genau so wenig wie die Liebe.

Ich hab die Liebe erfahren, erfahre sie, auch wenn ich nicht weiss, was sie ist. Doch am besten habe ich sie dann kennengelernt, wenn sie abwesend scheint. Und diese Abwesenheit hat mich das Fürchten gelernt, und das wiederum die Furchtlosigkeit, obwohl ich noch immer nicht weiss, wie es ohne Angst denn gehen sollte. Doch wenigsten ohne Angst vor der Angst, das sage ich bestimmt, und weiss, dass ich keine Angst vor der Angst habe, denn ohne Angst könnte ich nicht furchtlos sein. Es ist ganz einfach.

Wer will denn schon völlig furchtlos sein, manchmal denke ich an "Gottesfurcht". Eine altmodische Einrichtung. Heute haben wir Angst vor dem Virus, dessen Namen "Corona" wir vor lauter Nummern vergessen haben. Ich mag mich nicht allzu sehr über diese Angst aufregen, auch wenn sie mich schon ärgert, doch manchmal fürchte ich dann schon, dass ich etwas nicht ganz richtig sehe. Doch das, was ich sehe, sehe ich halt einfach, richtig. Daran kann ich nichts ändern. Auch wenn's nicht gefällt. Ach, Gott, das gefällt mir ja auch nicht!

Am meisten nervt mich, wenn mich jemand mit Idealen in den Wahnsinn treibt. Doch wie sollen wir ohne Ideale leben? Auch ich schaffe das nicht. Habe also noch viel an mir zu arbeiten.

Ganz einfach. Oder nicht?

PS1: Ich habe immer wieder darüber nachgedacht, dass die "Ersten die Letzten sein werden", oder war es andersherum? So oder so wurde ich getröstet.

PS2: Nachdem einer mal einen Text von mir gelesen hatte, meinte er, ich sei ein Atheist. Das kann ich nun wirklich nicht bestätigen. Doch ganz bestimmt weiss ich es nicht.

Lied: "I sing a simple song of love" (Arms of Love)

Der Anfänger lernt, und denkt an das Wort "aprenseñar" (lernen und lehren zur gleichen Zeit).

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