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Wiedergeboren - Identität gesichert! 

25. Februar 2022, Jürg Messmer

Seit einer knappen Stunde habe ich nicht nur die dauerhafte Niederlassung hier in Guatemala, sondern auch wieder eine Identität. Bereits nach meiner Abreise aus der Schweiz vor bald zwei Jahren hatte ich arg an dieser gezweifelt, und mehr noch, als ich anderthalb Jahre später, anlässlich eines erneuten Besuches meines Geburtslandes, bei einem Wanderausflug meine Identitätskarte (und andere Ausweise) verloren hatte, die Schweiz mir diese jedoch nicht mehr wieder geben wollte. Als Auslandschweizer müsse ich diese ID in der Schweizer Botschaft in Guatemala beantragen.

Doch wozu sollte ich mich noch um diese Schweizer ID bemühen, wenn ich hier ja eine andere, nämlich die Guatemaltekische ID brauchen würde? Diese DPI eben, die jetzt in meinem Portemonnaie in meiner Gesässtasche steckt und da vermutlich bereits etwas leidet.

Als ich nach den kürzesten Verhandlungen hier, vielleicht gar meines ganzen Lebens, mit meiner frisch gedruckten neuen Identität das Nationale Personenregister (RENAP) verliess, fühlte ich mich wie neugeboren, und sicher.


Wandmalerei auf dem Weg nach Hause: ist das eine Taufe, rechts im Bild?

Ich dachte an Jesus, und die Warnung, dass wir, wenn wir ihm heute begegnen würden, ihn wohl nicht einmal erkennen würden. Diese Warnung hatte mir immer eingeleuchtet und mich auch beschämt, denn auch ich hatte ja keine Ahnung, wie ich den wieder geborenen Jesus erkennen könnte; weder meine Augen, mein Gehör, noch meine Sinne, und weniger noch mein "Gehirn" schienen dafür geschaffen. So bin ich nun um so glücklicher, dass ich wieder eine Identität habe und es deshalb Hoffnung gibt. Ich bin wieder geboren, und vermutlich dank Identität auch wieder zu erkennen. So einfach ist das.

Wie sollen wir uns denn sonst (wieder) erkennen und unseren Platz im Universum finden? Nicht nur Beine haben wir, sondern auch Fahrräder, Rollstühle, und wir reisen mit dem Auto, dem Bus oder dem Flugzeug (manche sogar mit Rakete, oder bewegen sich im Internet!), und die Notwendigkeit, uns zu identifizieren, scheint viel wichtiger zu sein. So ist es doch auch gut und nützlich, dass wir Menschen nicht nur einen nicht sehr eindeutigen Namen (Jorge, Jürg), sondern auch eine unverwechselbare Nummer haben, vermutlich genau so wie die Sterne! Wenigstens jene die erkannt und registriert worden sind.

Denn als Objekt mit klaren Eigenschaften, und zwar unveränderlichen, ist es einfacher, identifiziert zu werden, Fortschritte und Rückschritte zu bemessen, unseren Beitrag zum Leben zu beurteilen, oder um Fehler jemandem zuordnen zu können; und einfach Klarheit und Ordnung zu schaffen. Ein Geburtsdatum, die Daten der Eltern, und als i-Pünktchen eine klare, wenn möglich universelle Nummer, das sind unerschütterliche Merkmale. Diese kann einem niemand wegnehmen, weder das Alter noch der Tod schaffen das. Der Vorteil eines Geburtsdatums ist zudem, dass klar ist, dass wir sterben werden. So kennen wir die Grenzen des Lebens, denn sonst wüssten wir von nichts und müssten uns deshalb nicht einmal Sorgen machen. Und da würde doch etwas fehlen!

Dank klarer Identität wissen wir eben, wenn jemand gestorben ist, fort gegangen, auch wenn ich immer noch nicht weiss, wohin meine Schwester, mein Vater und meine Mutter gegangen sind; oder Walo, oder Yann. Vielleicht sind sie trotz klarer Identität in Gottes Händen…

Wie viel einfacher wäre es doch, auch ER hätte eine Nummer! Wie wäre es mit einer EINS (1)? Oder gar besser eine NULL (0)? Dann müssten wir uns nicht mehr über das "wer" oder "was", oder gar das "ob überhaupt" streiten. Könnten wir uns auf eine einfache und eindeutige Nummer einigen?

So oder so, es ist, als ob ich mit dieser Nummer, meiner DPI, wieder neu geboren worden wäre, trotz aller Fragen die bleiben. Doch diese Nummer an meinem Hintern macht es einfacher.

PS: Ich habe eine Foto meiner DPI gemacht, damit ich diese auf meinem Telefon gespeichert immer bei mir tragen und so die Karte zu Hause lassen kann. Denn ich bin ein Spezialist im Zerstören jeglicher Karten, weil sie sich in meinem Portemonnaie eingeklemmt meinem Hintern anzupassen suchen, und dies einfach über kurz oder lang nicht überleben. Es gibt noch einiges zu verbessern - zum Glück. Doch heute wissen wir wenigstens, wer was verbessert hat.

PS: Jetzt fehlt noch meine NIT, meine eigene Steuernummer, die in Zukunft mal die gleiche wie die ID sein werde. So bald ich diese NIT habe, muss ich beim einkaufen nicht mehr "consumidor final" (Endverbraucher), sagen; denn das ist irgendwie traurig, als wäre ich ein anonymes Wesen am Ende der Nahrungsmittelkette. Dann kann ich meinen Beitrag zum Leben endlich meinem persönlichen Konto gutschreiben lassen. Selbst wenn ich nur Zigaretten kaufe, so kann ich dann doch mit guten Gewissens sagen, dass ich heiligen Rauch in den Himmel blase!

Lied: "Tengo Identidad" (ich habe eine Identität), von Fernando Martinez ft. Jairon High

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